Ehemalige
"Adler Apotheke"
Viele Apotheken können ein hohes Alter oft von Jahrhunderten nachweisen. Wenn auch nicht immer dem Grundstück das Alter anzusehen ist, so ist es doch der Apotheken Betrieb, der so lange besteht. In vielen Fällen ist die Gründung nur schwer oder gar nicht mehr festzustellen, da die Urkunden hierüber ganz fehlen oder nur mangelhaft Auskunft geben. So ist es auch der Fall bei der hiesigen Apotheke, die wie auch ihre Nachbarapotheken Löbejün, Wettin, Alsleben, Gerbstedt, mindestens 200 Jahre alt sein dürfte.
Im Grundbuch von Könnern steht geschrieben, daß am 20. November 1767 der Apotheker Wilhelm Hüttemann in Könnern gestorben ist, nachdem er ein paar Jahre vorher das Grundstück gekauft hatte. Von seinem Nachfolger Chr. Schumacher ist 1796 noch ein Haus dazugekauft worden. Schumacher war Besitzer bis 1819. Als Nachfolger wurde der Provisor Franz Ehrenberg eingesetzt, dem 1833 E. Brodkorb folgte. 1852 übernahm die Apotheke Friedrich Lübecke aus Ballenstedt. 1865 erstand Wilh. Volbeding dieselbe und war ca. 30 Jahre Besitzer derselben. Nach dessen Tode kaufte die Apotheke Dr. Franke im Jahre 1894. Von 1903 bis 1907 war Carl Beyer Besitzer und von da ab bis 1912 Altvater aus Hildesheim. Dessen Nachfolger, A. Bungenstab, aus Köthen hatte die Apotheke bis zu seinem Tode 1919. Seit dieser Zeit ist sie im Besitz des jetzigen Inhabers Alfred Sachse.
So hat die Apotheke schon ca. 2 Jahrhunderte viele Generationen mit ihren Mitteln Krankheiten und Schmerzen heilen und lindern können und wird es auch weiterhin tun.
Partie am Markt mit historischer "Adler Apotheke"
Könnern an der Saale, ein kleines aus einer sorbischen Siedlung sehr alten Datums ohne einheitliches Straßensystem gewachsenes Landstädtchen, erinnert mit seinem Weichbild noch heute an vergangene Jahrhunderte.
Zu den ältesten Stadtteilen gehört der Markt. Einst am Fuße der Herrenburg gelegen wird er von historischen Bürgerhäusern und dem nach 1862 aus Naturstein erbauten Rathaus mit seinem schlanken achtseitigen Turm auf einem hohen Mittelrisalit umsäumt.
Neben dem Gebäude aus dem Jahre 1689, über dessen altertümlichen Hauseingang ein interessantes Sandsteinrelief die Lebensphilosophie seines Erbauers widerspiegelt, befindet sich die "Adler-Apotheke" von Könnern.
Historische Ansicht der "Adler-Apotheke"
Das genaue Alter der "Adler-Apotheke" läßt sich leider nicht nachweisen. Sie dürfte aber über zweihundert Jahre alt sein. Die erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1785, in dem am 11. Dezember vor dem Stadtvogteigerichten Könnern´s ein Kaufvertrag abgeschlossen wurde, durch den Dr.med. George Christian Schlichter von den Erben des Chirurgi Hartwig August Heldt dessen „am Marckte zwischen Johann Andreas Pollmanns und Christoph Voglers Witwe und Erben belegenes Wohnhaus, welches E.E. Rath und der Schöppenbanck all hier lehnet und den Frohn-Pfennig alljährlich auf Martini zinnset, mit dem dabei befindlichen Hofraum, Scheun und Schuppen, wie auch mit der ganzen Bier- und Breyhaus-Braugerechtigkeit und einer Weyden-Gabel an der Fuhne neben Martin Reinecens Witwe, mit allem, was in dem Gebäude erd, wand-, band, mauer, nied- und nagelfest ist“ für 250 Reichsthaler erwarb.
Es handelt sich hierbei ohne Zweifel um das Gebäude, in dem sich noch heute die Apotheke befindet. Dr. Schlichter hat also die Apotheke erst eingerichtet, jedoch um kein Privilegium nachgesucht, wie auch aus dem Bericht über die am 17. Juli 1789 vorgenommene Visitation hervorgeht. Dort heißt es von dem damaligen Besitzer Schumacher: "Hat kein Privilegium". Schumacher besaß die Offizin bis in den Beginn des 19. Jahrhunderts. Dessen Witwe überschrieb die Apotheke kurz vor ihrem Tode dem Provisor Franz Ehrenberg für 6000 Thaler; 1833 ging sie für knapp ein Viertel dieses Preises in den Besitz des C. Hch. Ed. Brodkorb über. Nach noch nicht zwanzig Jahren wechselte sie jedoch zum fünfzehnfachen Preise den Inhaber, denn 1852 erwarb sie O. C. Friedrich Lüdicke aus Ballenstedt für 20000 Thaler. Nach ihm führte Wilhelm Vollbeding aus Calbe die Apotheke fast dreißig Jahre. Seine Nachfolger wechselten nun ziemlich schnell. 1894 kaufte sie A. Franke, 1903 übernahm sie Carl Beier aus Hamburg. 1907 Paul Zech aus Marienfelde und im gleichen Jahr noch H. Altvater aus Hildesheim. Von 1912 bis 1919 war sie Eigentum des A. Bungenstabs aus Köthen. Er verkaufte sie an den danach langjährigen Besitzer Alfred Sachse, der im Jahre 1952 die Apotheke und Könnern verließ.
1952 erfolgte die Verstaatlichung der "Adler-Apotheke". Urkundlich wurde der Rat des Kreises Bernburg/Abteilung Gesundheitswesen als Rechtsträger mit Wirkung vom 1. Januar 1953 nachgewiesen und als Leiter der Apotheker Thiessen berufen. 1954 wurde die Leitung dem Magister der Pharmazie Ernst Weiß übertragen, der dann zu Beginn des Jahres 1966 aus gesundheitlichen Gründen von dieser Funktion zurücktrat. Für ein halbes Jahr etwa führte die bisher als Assistentin tätige Frau Weiß als Zwischenlösung die Geschäfte der "Adler-Apotheke", die der "Bär-Apotheke" in Bernburg in diesem Zeitraum als Zweigstelle angegliedert war.
Historische Geräte zur Herstellung von Pharmazeutika
Ab 1. Oktober 1966 übernahm der Fachapotheker Johannes Richter aus Bern- burg die Leitung der "Adler-Apotheke". Über einen Zeitraum von 24 Jahren ver- suchte er im System der sozialistischen Planwirtschaft der derzeitigen Deutschen Demokratischen Republik, die Apotheke als leistungsfähige Einrichtung des Gesundheitswesens und als Versorgungszentrum für Könnern und das gesamte ländliche Siedlungsgebiet im Südteil des Kreises Bernburg zu erhalten.
Offizin und Rezeptur der "Adler-Apotheke" im Jahre 1988
Die Währungsunion am 1. Juli 1990 der Deutschen Demokratischen Republik mit der Bundesrepublik Deutschland führte die ersten neuen Arzneimittel und Freiwahlsortimente in die Offizin und die Wiedervereinigung beider deutscher Teilstaaten am 3. Oktober 1990 war der Beginn einer umfassenden Sortimentserweiterung mit einer Vielzahl neuer, wichtiger Arzneimittel aus westlichen Produktionen.
Schon im September 1990 stellte der Fachapotheker Johannes Richter den Antrag auf Übernahme der staatlichen Apotheke von der Treuhandanstalt durch Kauf und auf die Betriebserlaubnis unter privatwirtschaftlichen Verhältnissen. Diese Übernahme erfolgte dann mit Wirkung vom 1. Dezember 1990, so daß in der Stadt Könnern nun nach 38 Jahren die historische "Adler-Apotheke" wieder in Privatbesitz überführt worden ist.
Offizin mit erkennbarer Sortimentserweiterung im Jahre 1991
Auszug aus der Chronik "Die Adler Apotheke"" aus dem Jahr 1996